In Kalypto – die Herren der Wälder von Tom Jacuba entsteht vor uns eine reichhaltige Welt, dicht geschildert und liebevoll gestaltet. Wir begleiten drei Charaktere. Drei Charaktere mit völlig unterschiedlichen Motiven. Was geschieht, wenn sie aufeinandertreffen? Wird die Welt, wie sie ist, zerstört? Oder entsteht etwas völlig Neues und Wundervolles?
Meine Videorezension:
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=cGJKbMJWq_Q
Handlung
Die alte Zivilisation Kalypto erwacht nach sehr, sehr langem Schlaf.
Die Welt hat sich verändert. Die Magierin Catolis bekommt den Auftrag, zusammen mit weiteren Magiern im Verborgenen herauszufinden, welche Völker nun auf dieser Welt leben und welches von ihnen am besten geeignet ist, dem 2. Reich Kalypto zu dienen.
Weiterhin wird das Leben von zwei Menschen in diesen neuen Völkern beschrieben: Lasnic und Ayrin.
Lasnic gehört zu den Waldmenschen und muss, nach einer sehr ungewöhnlichen und rauen Kindheit, mit seinem Leben im Waldreich zurecht kommen.
Ayrin hatte ebenfalls eine schwere Kindheit. Sie wurde sehr früh Königin, da ihre Mutter auf mysteriöse Weise verstorben ist. Nun muss sie ihre Stellung im Bergkönigreich Garona behaupten und ihren Hass überwinden, den sie gegen ihre kleine Schwester Lauka spürt.
Mir fällt es schwer, die Handlung zusammenzufassen. Ich hatte schon beim Lesen das Problem, dass mir irgendwie der Drive im Buch gefehlt hat. Der Leser weiß nicht immer, wohin die Reise gehen soll. Das kann gut und spannend sein. Hier war es mir aber zu viel und ich war eher verwirrt, anstatt gespannt.
Charaktere
Catolis ist die Drahtzieherin hinter allem. Sie stößt die Suche nach den Völkern an und dirigiert alles aus dem Hintergrund. Sie hat immer alles im Griff und wirkt völlig von sich überzeugt.
Lasnic ist ein Waldmensch. Der Charakter blieb für mich leider bis zum Schluss des Buches recht unsympathisch, auch wenn er sich in den letzten Zügen noch gebessert hat. Lasnic flucht gerne und ist ein Weiberheld.
Ayrin spürt schon früh das Gewicht des ganzen Bergkönigreiches auf ihren Schultern (und das ist massiv). Die Garonesen sind ein hartes und raues Volk und so ist es teilweise auch ihre Königin. Ich konnte ihre Gefühle teils recht gut nachvollziehen, streckenweise aber auch gar nicht. Als Charakter ist Ayrin ziemlich schwer greifbar. Ich hätte mir gewünscht, sie hätte ihren Willen mehr durchgesetzt und hätte sich nicht von den »Älteren« so vieles vorschreiben lassen. Aber auch dies mag eine Eigenart der Garonesen sein, passen würde es zu diesem Volk.
Welt
Das Besondere an diesem Buch ist auf jeden Fall die Welt, die der Autor Tom Jacuba hier erschaffen hat. Es gibt viele verschiedene Reiche, alle mit einem eigenen Volk belebt, das eigene Gedanken, eine eigene Sprache, Sitten und Lebensweise hat.
Auf jeder Buchseite atmen diese Völker in ihrem eigenen Takt. Man muss nur einen Satz lesen und weiß sofort, wo in der Welt man sich gerade aufhält.
Dies wird unterstützt durch die vielen Wortneuschöpfungen, die der Autor in diesem Buch getätigt hat. Jedes Volk hat eine ganz eigene Art, die Dinge zu betrachten. So sprechen die Waldmenschen beispielsweise nicht von König und Graf, sondern von Waldfürst und Eichgraf. Schartan ist der Teufel und »ins Vorjahrslaub fallen« heißt sterben.
Sosehr diese sprachliche Eigenart der Völker einen in den Roman zieht, sosehr kann sie auch den Leser verwirren. Dadurch verliert die Lektüre an Spannung.
Das Buch wandert auf dem schmalen Grat zwischen »toll detailreich« und »zu detailreich, ich bin verwirrt«.
Dazu kommt noch, dass es sehr viele Namen im Roman gibt. Leider ist es mir beim Lesen nicht gelungen, alle Namen immer parat zu haben, sodass ich einige Passagen nicht gleich verstanden habe. Auch dies ein Problem für die Spannung.
Andererseits muss das bei einer so reichen Welt eben sein. Und es gehört zur Fantasy irgendwie ja auch dazu.
Ein Namensglossar wäre hier vielleicht nicht schlecht gewesen.
Sprache
Die Wortwahl des Autors ist passend auf jedes Volk zugeschnitten. Die Sprache lässt sich flüssig lesen und sie ist nicht zu poetisch.
Etwas merkwürdig wirkte auf mich, dass Lasnic von seinem Vater immer nur als »Vogler« spricht. Das scheint sehr distanziert und ebenso wirkte der Charakter dann auf mich als Leser.
Fazit
Ein gutes Buch, dessen Handlung manchmal ein bisschen ziellos wirkt und das durch den extremen Reichtum an Details fast schon verwirrt.
Ob ich den zweiten Teil lesen will, weiß ich jedoch noch nicht.
Immer genug Muße zum Lesen
Euer Dominik Schmeller