Es ist immer wieder faszinierend, auf welch unterschiedliche Arten ein Autor sein Buch einteilen kann. Oft erzählen die Kapitelnamen selbst schon kleine Geschichten. Oder es finden sich am Anfang eines Abschnitts kurze Gedichte oder Zitate, die die Stimmung des Romans vertiefen.
Manchmal kann die Kreativität eines Autors aber auch aus dem Ruder laufen. Dann wird es lästig!
So ging es mir zum Beispiel mit der Fantasy-Reihe Zauberer von Michael Peinkofer (Piper). Alle Kapitel tragen Überschriften, die direkt aus dem Elfischen stammen. So finden sich Zeilen wie: TROBWYN DORWA oder GELAN CARRYG FARUN.
Natürlich enthält das Buch ein elfisches Wörterverzeichnis im Anhang.So könnte man jedes Wort dort nachschlagen und die Überschrift langsam dechiffrieren. Doch wer will das schon?
Ich als Leser will sofort weitereilen, um zu erfahren, was der Bösewicht als nächstes anstellt, und nicht nach hinten Blättern und eine Textaufgabe des Autors übersetzen.
Natürlich verbreiten die »original« elfischen Kapitelüberschriften ein gewisses Flair, doch hat die Idee bei mir nicht funktioniert. Schon nach den ersten hundert Seiten war ich genervt über diese Art Rätsel. Insgeheim wollte ich ja trotzdem wissen, wie das Kapitel hieß, hatte aber keine Lust im Anhang nachzuschlagen.
Ein weiteres Beispiel für eine kreative Idee, die mich als Leser mehr verwirrt und geärgert als erfreut hat, drängt sich aus gegebenem Anlass auf.
In dem Buch Dinopark von Michael Crichton (Knaur; inzwischen als Jurassic Park im Heyne Verlag; und schon wieder ein Michael 🙂 ) werden einzelne Abschnitte des Buches durch geheimnisvolle, eckige Zeichen und noch merkwürdigere Zwischenüberschriften getrennt. Die Abschnitte werden als Iteration bezeichnet und von eins bis sieben durchnummeriert. Darunter finden sich unverständliche Zitate der Romanfigur Ian Malcom.
Schon damals hat mich diese komische Einteilung komplett aus dem Konzept des sonst so genialen Buches gerissen. Es hat mich geärgert, dass ich nicht verstanden habe, was Crichton mir damit sagen wollte. Hey, ich bin kein studierter Mathematiker!
So ganz verstanden habe ich die Bucheinteilung selbst heute noch nicht. Was soll denn nun die Sechste Iteration mit dem Fortgang der Geschichte zu tun haben?
Manchmal würde ich mir wünschen, diese Autoren wären bei der Einteilung ihrer großartigen Geschichten weniger kreativ gewesen. Doch dann würde uns auch all das andere Drumherum entgehen, bei dem wir sofort verstanden haben, wohin der Autor uns führen will. Und das wäre doch zu schade.
Immer genug Muße zum Lesen
und ärgert euch nicht über Autorenwillkür bei der Manuskriptgestaltung.
Euer Dominik Schmeller