Neulich habe ich einen packend geschriebenen Artikel in der neuen Federwelt (Ausgabe 111; April/Mai 2015) gelesen, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Nina George (aktuell: Das Lavendelzimmer, Knaur) schreibt darin über Deadlines und den Druck, den sie aufbauen.
Landläufig kursiert die Meinung unter den Kreativen, dass ein Abgabetermin die Schreibmuskeln antreibt und den Autor beflügelt, unter ein Manuskript oder eine Geschichte früher ein Ende setzen zu können. Ich selbst habe schon mehrmals am eigenen Leib erfahren, dass gesteckte Ziele den Schreibfluss rasant fördern können.
Laut dem Artikel scheint dies auch bei Nina George für Kurzgeschichten super zu funktionieren. Sie erzählt, dass sie jeden Text unter 15.000 Zeichen am Tag der Abgabe schreibt. So verhindere sie, um den Kern der Geschichte herumzureden.
Bei längeren Texten hat die Autorin aber eine andere Erfahrung gemacht. Der Druck, der einerseits durch die engen Abgabetermine der Verlagsverträge, andererseits aber auch durch den gleichzeitigen Anspruch an sich selbst nach Perfektion entstehe, töte die Kreativität. George umschreibt das mit einem sehr schönen Bild: »Die ständige Pistole auf der Brust der Kreativität bringt sie um.«
Ich für meinen Teil muss zugeben, dass sich meine Erfahrungen mit Abgabeterminen bislang auf Kurzgeschichten-Ausschreibungen beschränken. Ich kann aber das Gefühl von Nina George gut nachvollziehen, sich gehetzt zu fühlen und dabei nicht die beste Geschichte zu schreiben, sondern stattdessen die schnellste.
Vielleicht sollten wir alle von Zeit zu Zeit vom Gas gehen und zurückblicken. Verfolgen wir eigentlich immer noch denselben Weg, zu dem wir aufgebrochen sind? Oder sind wir in der Hektik schon vor einigen Meilen falsch abgebogen?
Wie ist das bei Euch? Wie erlebt Ihr Abgabetermine? Und lasst Ihr Euch von ihnen schrecken?
Immer genug Muße zum Lesen
und lasst Euch nicht stressen!
Euer Dominik Schmeller