Rezension: Tagrichter – Dorothea Bergermann

Ich war regelrecht begeistert von dem Roman »Nachtrichter« von Dorothea Bergermann. Ein DSA-Roman über eine kleine Stadt, in der ein Dämonenpaktierer sein Unwesen treibt.
Auch das Buch »Tagrichter« spielt in der »Das schwarze Auge«-Welt. Und ich war gespannt darauf, es zu lesen, obwohl das Coverbild nicht meinen Geschmack traf.
Kann der neue Band genauso überzeugen?

Der Titel verrät es schon. Der Roman ist eine Fortsetzung von Nachtrichter. Wieder geht es um die Abenteuer von Adara und Faisal, den Dämonenjägern. Diesmal gelangen die beiden nach Elenvina. Eine Stadt, die ganz in der Hand des Gottes Praios liegt, dem Tagrichter.
Adara und Faisal dienen Phex (dem Gott der Handwerker, Glücksspieler und Diebe, dem Nachtrichter). Praios ist so ziemlich das Gegenteil: Der Gott der Wahrheit und des Lichts.

Aus diesem Gegensatz zieht der Roman bis zum Schluss vermeintlich seine Energie.
Ich sage vermeintlich, denn diese Rivalität wurde mir schon nach den ersten Kapiteln zu blöd. Als Aufhänger eines ganzen Romans war es mir zu wenig.
Zugegeben, es spielt auch noch ein Dämonenpaktierer und Rauschgift eine Rolle, doch das kann die Spannung leider nicht wirklich steigern. Vielmehr scheint es, dass die Geschichte ziellos von einer Szene zur anderen springt. So mag keine rechte Spannung aufkommen.

Am ersten Band hat mir die Sprache besonders gefallen. Ich war fasziniert, wie Bergermann eine alchemistische Analyse mit Worten aus der Fantasy so beschreiben konnte, dass auch ein Leser aus der Jetztzeit genau weiß, wovon sie spricht.
Auch in diesem Band findet sich die elaborierte Sprache wieder.
Doch wirkt sie oftmals aufgesetzt, anstatt die Geschichte zu unterfüttern.

Gut gefallen hat mir aber die Schilderung der Jugendgruppen der rivalisierenden Tempel. Bergermann gelingt es, mit sprachlicher Raffinesse eine mittelalterliche Jugendsprache zu kreieren, die ihresgleichen in anderen Büchern sucht. Es wirkt gleichzeitig vertraut und fremd.
Statt »Cool« sagen die Burschen und Mädels beispielsweise »frostig«. Ein genialer Einfall.

Das Buch ist wegen seines hohen Sprachniveaus trotz des schwachen Plots lesenswert.

Immer genug Muße zum Lesen
und lasst den Alchemisten in euch heute mal raus!

Euer Dominik Schmeller