Mach’s (ver-)besser

Heute möchte ich mit euch über einen weiteren Artikel in der neuen Federwelt (Ausgabe 111; April/Mai 2015) sprechen. Diesmal geht es um Überarbeitungen, und wie man als Autor immer besser wird (meint zumindest Simon André Kledtke, der Verfasser des Artikels »Von Mal zu Mal besser – Schreiben als Entwicklungsprozess«)

Der Grundgedanke des Artikels des jungen Autors dreht sich um die Idee, dass Schriftsteller mit der Zeit immer besser werden. Kledtke hat dies an sich selbst entdeckt, als er Passagen aus seinem im August 2013 erschienenen Erstlingswerk »SARANIA – Das Vermächtnis der Magier (UBV)« für eine Lesung aufbereitet hat.
Er fand, die Passagen waren lange nicht mehr das Beste, das er zu bieten hatte. Also schrieb er einige Stellen vor der Lesung kurzerhand um.

[An dieser Stelle fragte ich mich beim Lesen des Artikels, ob das dann nicht auch eine Art von Vorspiegelung falscher Tatsachen ist. Dem Zuhörer wird ein Inhalt des Romans suggeriert, der so gar nicht existiert. Sollte man solche Änderungen also nicht nur im Vorlesemanuskript, sondern auch im Buch selbst machen? Als 2. überarbeitete Neufassung? Was würdet ihr sagen?]

Kledtke hat insgesamt sechs Baustellen angesprochen, bei denen er besonders Hand anlegen musste:

1) Adjektive und Adverbien
Hier geht es vor allem um das Lichten des Beiwortdschungels. Weniger ist mehr.
→ Streichen!

2) Doppelungen
Von Kledtke »Doppelmoppler« genannte Wortgebilde sollen gefälligst aus dem Text verschwinden und ihn nicht aufblähen: »Einzig und allein« oder »stillschweigend«, aber auch länger: »Köcher, in denen sich ihre Pfeile befanden« (was sonst).
→ Ausmerzen!

3) Konkrete Bilder
Einerseits: Show don’t tell.
Andererseits auch: Reiß die Bäume aus dem Wald, pflanz lieber Tannen, Fichten und Buchen rein.
→ beim Namen nennen!

4) Floskeln
Abgegriffene Metaphern und Redewendungen mit Bart erkennen und ändern: Schluss mit einem Herz aus Gold oder mit allen Wassern gewaschen.
→ frische Bilder verwenden!

5) Satzkonstruktionen
Zu komplizierte Sätze stören im Lesefluss. Der Leser will kein Roman-Yoga machen, sondern mit einem Blick erfassen, was Wesentliches im Satz geschieht.
→ Weg mit den umständlichen Schachteln!

6) Dialoge
Hier wird es logisch, aber schwierig (und anstrengend für Autoren). Gib deinen Figuren eine eigene Sprache (Halt: ich will hier niemanden dazu ermutigen, ein neues Elbisch zu erfinden! Die von Tolkien und Peinkofer reichen).
Jeder Charakter bzw. jedes (Fantasy-)Volk oder jede (SciFi-)Rasse sollte eine eigene Art zu sprechen haben.
→ Labertaschen stoppen!

Wie sieht das bei euch aus? Lest ihr eure eigenen Texte überhaupt nochmal, nachdem sie veröffentlicht worden sind, oder habt ihr sie aus eurem Blickfeld verbannt? Und wenn ihr sie erneut lest, könnt ihr dann auch nicht vom Rotstift lassen?

Immer genug Muße zum Lesen
und werdet besser – von Wort zu Wort.

Euer Dominik Schmeller