Lesen macht gesund

Ein weiteres kurioses Fundstück ist das Sachbuch »Die Romantherapie« von Susan Elderkin und Ella Berthoud (Insel Verlag, 2013).
Wie in einem Lexikon wird in diesem Buch von A bis Z für allerlei Leiden der Menschheit eine Therapie vorgeschlagen. Und zwar besteht diese aus der Lektüre eines entsprechenden Romans.
Ich bin ja allgemein der Meinung, dass jeder viel mehr lesen sollte. Und wenn es jetzt auch noch gesund macht …!

Auf der Webseite http://www.romantherapie.de/ gibt es alle Infos zum Buch und auch einen Rezept-O-Mat, der bei einigen Wehwehchen schon mal hilft.

Beispielsweise kann man Angst vor Behördengängen durch die Lektüre von »Der Prozeß« (Franz Kafka) eindämmen und man heilt Daumenlutschen durch das Lesen von »Erfindet euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation« (Michel Serres).

Natürlich glaube ich selbst nur bedingt an solche »Heilmethoden«. Zumindest körperliche Leiden wie Hämorrhoiden können sicher nicht, anders als versprochen, durch eine Lektüre von »Feuchtgebiete« (Charlotte Roche) geheilt werden.
Anders sieht das aber bei seelischen Leiden aus. Da könnte ich mir durchaus Hilfe durch einen bewegenden Roman vorstellen.

Immer genug Muße zum Lesen
und lest euch eure Sorgen weg.

Euer Dominik Schmeller

Gärtner oder Architekt

Manche machen es so, andere wollen es anders. Und es kann nicht schaden, wenn man weiß, wie man selbst es am liebsten macht.

Ich spreche von der Art, wie ein Autor seine Romane schreibt.
Für die beiden komplett verschiedenen Herangehensweisen gibt es zwei Begriffe, die ich sehr passend finde.

Die einen Autoren sind Gärtner. Sie beginnen mit dem ersten Satz und sehen dann, wohin sie ihre Geschichte bringt. Berühmte Beispiele dafür sind Stephen King oder George R.R. Martin.

Eine andere Art von Autoren sind Architekten. Bevor sie noch die erste Zeile einer Geschichte aufgeschrieben haben, haben sie schon seitenweise Charakterentwicklung und Plotplanung hinter sich.

Ich finde die Begriffe Gärtner und Architekt zwar sehr stimmungsvoll. Dennoch benutze ich selbst die Begriffe Bauchschreiber und Planer lieber, da sie die Vorgehensweise während des Schreibens am besten erfassen.

Beide Seiten haben Vorteile.
Der Bauchschreiber schreibt oft sehr emotional und zieht den Leser meist tief in seine Geschichte hinein, da er selbst sie mit seinem Leser zusammen entdeckt.
Der Planer hat eine größere Dichte an überraschenden Wendungen. Er schafft es meistens, dass am Ende des Romans alle Fäden zusammenkommen und der Leser ein Aha-Erlebnis hat.

Doch es gibt auch Nachteile.
Der Bauchschreiber krankt oft an losen Plotfäden, die er nicht zu einem befriedigenden Ende führen kann.
Der Planer kreiert Charaktere, denen das gewisse Etwas fehlt. Seine Welt erscheint nicht ganz so lebendig.

Es gibt natürlich auch Mischformen dieser Schreibschulen.
Für einen Autor ist es elementar wichtig, zu wissen, zu welcher Schreibart er eher tendiert. Denn nur so kann er wirklich produktiv sein.

Ich selbst habe schon immer viel lieber geplant, als aus dem Bauch heraus geschrieben.
Das habe ich mir selbst in einem Experiment eindrucksvoll bewiesen.
Im Herbst 2014 begann ich eine Geschichte, von der ich absolut nichts vorher geplant hatte. Ich wollte sie komplett aus dem Bauch heraus schreiben. Die Geschichte hat nach gut einem halben Jahr an Arbeit ca. 120 Seiten vorzuweisen. Und das, was ich geschrieben habe, gefällt mir selbst nicht wirklich gut.
Im April 2015 hingegen habe ich mit dem Schreiben an einem geplanten Kurzroman begonnen. Um die 100 Seiten dieser Geschichte zu schreiben, habe ich gerade einmal 14 Tage gebraucht.

Mein Fazit: Ich persönlich kann viel effektiver schreiben, wenn ich einen konkreten Plan vor mir habe. Jeden Tag werfe ich einen Blick in meinen Szenenplan und weiß ganz genau, was heute dran ist.

Manche beschweren sich darüber, dass ihnen auf diese Weise die Kreativität fehle, sie fühlen sich eingeschnürt. Doch für mich ist das nur zum Teil wahr. Auf der einen Seite kann ich mir während der Planungsphase so viel Freiheit nehmen, wie ich will. Auf der anderen Seite arbeite ich meinen Szenenplan zwar recht detailliert aus, es gibt aber immer noch jede Menge Dinge, die ich erst während des Schreibens festlege und die ich damit auch »schreibend entdecken« kann.

Für mich persönlich funktioniert das Schreiben aus dem Bauch heraus nicht. Zumindest nicht effektiv.
Auch wenn viele Bestseller Autoren genau diese Art zu schreiben praktizieren.
Es gibt aber auch andere. Ein Beispiel ist Brandon Sanderson. Der bekennende Planer schreibt Romane, die sich weltweit bestens verkaufen.

Immer genug Muße zum Lesen
und plant Kathedralen oder beackert den wilden Garten darum herum.

Euer Dominik Schmeller

Die gute alte Zeit

Viele Autoren leiden darunter: Sie wollen schreiben, aber ständig fliegen neue Nachrichten in die Mailbox und man muss schließlich via Facebook auf dem Laufenden bleiben, sodass sich der größte Teil der Zeit am Rechner ins soziale Nirvana verabschiedet.

Um dieses Problem zu lösen, habe ich etwas Lustiges im Netz gefunden, dass ich euch nicht vorenthalten will: eine Schreibmaschine aus dem 21. Jahrhundert.In einer Crowdfunding-Kampagne wurden 340 Tausend Dollar für diese Idee gesammelt und nun ist sie da, die Hemingwrite.

Eine Schreibmaschine komplett ohne allen Schnickschnack (na gut, soweit ich das mitbekommen habe, besitzt sie doch einige Extra-Funktionen).
Die Homepage des flinken Schreibers findet ihr hier: https://hemingwrite.com/

Ein Video, in dem die Hemingwrite benutzt wird, um ein Drehbuch zu schreiben, seht ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=QU8hc9yqA9Y

Das gute Stück kostet im Moment noch 399$ und wird ab Erscheinungsdatum auf 499$ ansteigen.
Eine gute Stange Geld. Doch geht einem Schreiber mit der Hemingwrite sicher keine Seite mehr verloren. Die Hemingwrite speichert quasi in Echtzeit alle Dokumente in einem Clowdspeicher, den man auch z.B. mit seinem Google-Konto verbinden kann. Zusätzlich kann man sie auch mit einem Drucker vernetzen.

Wer sich jetzt fragt, ob es die Hemingwrite aus Amerika auch zu uns nach Deutschland schafft, dem kann ich sagen: klar.
Die Designer versenden weltweit und auch für das Problem der unterschiedlichen Sprachen haben sie sich etwas ausgedacht. Die Hemingwrite kann ihre Tastatur vielen gängigen Sprachen (darunter auch Deutsch; also ä ü ö und ß) anpassen. Die Beschriftung der Tasten ändert sich zwar leider nicht, dies kann aber – laut Entwickler – durch ein Set Aufkleber für rund 5€ gelöst werden. Die meisten stört es vielleicht noch nicht einmal, wenn die Tastatur nicht »richtig« beschriftet ist.

Also ich finde die Geschichte schon cool. Doch bin ich mir nicht sicher, ob das Gerät etwas für mich ist. Immerhin tendiere ich schon während des Schreibens dazu, meine Texte ein kleines Bisschen zu redigieren. Teilweise bessere ich Sätze direkt, nachdem ich sie geschrieben habe, aus, wenn sie mir nicht mehr gefallen.
Noch bin ich skeptisch, wie gut das auf der Hemingwrite funktioniert.
Doch, ehrlich gesagt, würde es mich direkt reizen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.

Was haltet ihr denn von der Schreibmaschine Marke 21. Jahrhundert? Kommt so etwas für euch in Frage?

Immer genug Muße zum Lesen
und schreibt! Egal worauf.

Euer Dominik Schmeller

Mach’s (ver-)besser

Heute möchte ich mit euch über einen weiteren Artikel in der neuen Federwelt (Ausgabe 111; April/Mai 2015) sprechen. Diesmal geht es um Überarbeitungen, und wie man als Autor immer besser wird (meint zumindest Simon André Kledtke, der Verfasser des Artikels »Von Mal zu Mal besser – Schreiben als Entwicklungsprozess«)

Der Grundgedanke des Artikels des jungen Autors dreht sich um die Idee, dass Schriftsteller mit der Zeit immer besser werden. Kledtke hat dies an sich selbst entdeckt, als er Passagen aus seinem im August 2013 erschienenen Erstlingswerk »SARANIA – Das Vermächtnis der Magier (UBV)« für eine Lesung aufbereitet hat.
Er fand, die Passagen waren lange nicht mehr das Beste, das er zu bieten hatte. Also schrieb er einige Stellen vor der Lesung kurzerhand um.

[An dieser Stelle fragte ich mich beim Lesen des Artikels, ob das dann nicht auch eine Art von Vorspiegelung falscher Tatsachen ist. Dem Zuhörer wird ein Inhalt des Romans suggeriert, der so gar nicht existiert. Sollte man solche Änderungen also nicht nur im Vorlesemanuskript, sondern auch im Buch selbst machen? Als 2. überarbeitete Neufassung? Was würdet ihr sagen?]

Kledtke hat insgesamt sechs Baustellen angesprochen, bei denen er besonders Hand anlegen musste:

1) Adjektive und Adverbien
Hier geht es vor allem um das Lichten des Beiwortdschungels. Weniger ist mehr.
→ Streichen!

2) Doppelungen
Von Kledtke »Doppelmoppler« genannte Wortgebilde sollen gefälligst aus dem Text verschwinden und ihn nicht aufblähen: »Einzig und allein« oder »stillschweigend«, aber auch länger: »Köcher, in denen sich ihre Pfeile befanden« (was sonst).
→ Ausmerzen!

3) Konkrete Bilder
Einerseits: Show don’t tell.
Andererseits auch: Reiß die Bäume aus dem Wald, pflanz lieber Tannen, Fichten und Buchen rein.
→ beim Namen nennen!

4) Floskeln
Abgegriffene Metaphern und Redewendungen mit Bart erkennen und ändern: Schluss mit einem Herz aus Gold oder mit allen Wassern gewaschen.
→ frische Bilder verwenden!

5) Satzkonstruktionen
Zu komplizierte Sätze stören im Lesefluss. Der Leser will kein Roman-Yoga machen, sondern mit einem Blick erfassen, was Wesentliches im Satz geschieht.
→ Weg mit den umständlichen Schachteln!

6) Dialoge
Hier wird es logisch, aber schwierig (und anstrengend für Autoren). Gib deinen Figuren eine eigene Sprache (Halt: ich will hier niemanden dazu ermutigen, ein neues Elbisch zu erfinden! Die von Tolkien und Peinkofer reichen).
Jeder Charakter bzw. jedes (Fantasy-)Volk oder jede (SciFi-)Rasse sollte eine eigene Art zu sprechen haben.
→ Labertaschen stoppen!

Wie sieht das bei euch aus? Lest ihr eure eigenen Texte überhaupt nochmal, nachdem sie veröffentlicht worden sind, oder habt ihr sie aus eurem Blickfeld verbannt? Und wenn ihr sie erneut lest, könnt ihr dann auch nicht vom Rotstift lassen?

Immer genug Muße zum Lesen
und werdet besser – von Wort zu Wort.

Euer Dominik Schmeller

Mein erstes Mal

Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Es ist passiert. Das, was ich mir schon so lange herbeisehne.
Nicht dass es einfach so geschehen ist. Dahinter steckt ein ewiges Bezirzen und Umgarnen.

Die Rede ist von meiner ersten Unterschrift unter einen Verlagsvertrag.
Es ist also so weit: Ich darf mich offiziell Autor nennen.
Ist das Gefühl so, wie ich es mir erwartet habe? Aber klar. Und eigentlich sogar noch besser.

Die Geschichte, von der ich nach langer Suche endlich einen Verlag überzeugen konnte, habe ich schon im Sommer 2008 begonnen.
Ich hatte gerade mein Diplom in der Tasche, war auf der Suche nach neuen Herausforderungen, wie man so schön sagt, und hatte endlich mal wieder Zeit fürs Schreiben. Da ich als Student immer knapp bei Kasse war, begann die Idee eigentlich in Form einer Kurzgeschichte, gedacht als Weihnachtsgeschenk für die Familie.

Aus der Kurzgeschichte wurde nach Monaten der Arbeit (Weihnachten war schon lange vorbei) schließlich ein Roman.
Doch das war es noch nicht mit der Textarbeit. Es folgten mehrere Überarbeitungen, dann lasen einige Testleser das Manuskript, auf ihre Gedanken hin wurde wieder überarbeitet.
Ich nahm sogar Stefan Waldscheidts Angebot des Exposé-Checks in Anspruch und ließ den Schreibratgeber-Papst persönlich meinen Plot unter die Lupe nehmen (mit teilweise desaströsem, aber auch sehr konstruktivem Ergebnis).

Dann war es endlich so weit und ich traute mich mit der Geschichte an die Öffentlichkeit. Jedenfalls fühlte ich mich bereit, sie Literaturagenturen anzubieten.
Die Resonanz war, wie erwartet, nicht gerade überschäumend begeistert. Doch zumindest eine Agentur fand Gefallen an Leseprobe und Exposé und forderte das gesamte Manuskript an. Mensch, war ich stolz!
Leider trudelte dann etwas später auch von dieser Agentur eine Absage ein, weil die Geschichte nicht ganz überzeugen konnte. Enttäuschend, aber ich hatte Blut geleckt.

Fleißig habe ich das Manuskript über die nächsten Monate und Jahre hinweg immer wieder an größere und kleinere Verlage geschickt.
Manche zeigten sich interessiert, forderten sogar das Manuskript an, doch zur Zusammenarbeit kam es leider nie.

Diese Ära des Hoffens und Wartens ist nun zu Ende. Ich kann es gar nicht glauben, dass ich den Verlagsvertrag zu meinem Roman wirklich unterschrieben habe. Immer wieder denke ich: Jetzt macht der Verlag gleich einen Rückzieher, jetzt kommt raus, dass es doch nicht klappt.

Aber bisher ist nichts geschehen und wir arbeiten gerade zusammen an der Gestaltung des Covers.
Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis meine Geschichte erscheint und wirklich von Lesern erlebt werden kann.
Was für eine Freude!

Immer genug Muße zum Lesen und schickt mir gerne Blumen.

Euer Dominik Schmeller

Der Drang mit dem Zwang

Neulich habe ich einen packend geschriebenen Artikel in der neuen Federwelt (Ausgabe 111; April/Mai 2015) gelesen, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Nina George (aktuell: Das Lavendelzimmer, Knaur) schreibt darin über Deadlines und den Druck, den sie aufbauen.

Landläufig kursiert die Meinung unter den Kreativen, dass ein Abgabetermin die Schreibmuskeln antreibt und den Autor beflügelt, unter ein Manuskript oder eine Geschichte früher ein Ende setzen zu können. Ich selbst habe schon mehrmals am eigenen Leib erfahren, dass gesteckte Ziele den Schreibfluss rasant fördern können.
Laut dem Artikel scheint dies auch bei Nina George für Kurzgeschichten super zu funktionieren. Sie erzählt, dass sie jeden Text unter 15.000 Zeichen am Tag der Abgabe schreibt. So verhindere sie, um den Kern der Geschichte herumzureden.
Bei längeren Texten hat die Autorin aber eine andere Erfahrung gemacht. Der Druck, der einerseits durch die engen Abgabetermine der Verlagsverträge, andererseits aber auch durch den gleichzeitigen Anspruch an sich selbst nach Perfektion entstehe, töte die Kreativität. George umschreibt das mit einem sehr schönen Bild: »Die ständige Pistole auf der Brust der Kreativität bringt sie um.«

Ich für meinen Teil muss zugeben, dass sich meine Erfahrungen mit Abgabeterminen bislang auf Kurzgeschichten-Ausschreibungen beschränken. Ich kann aber das Gefühl von Nina George gut nachvollziehen, sich gehetzt zu fühlen und dabei nicht die beste Geschichte zu schreiben, sondern stattdessen die schnellste.
Vielleicht sollten wir alle von Zeit zu Zeit vom Gas gehen und zurückblicken. Verfolgen wir eigentlich immer noch denselben Weg, zu dem wir aufgebrochen sind? Oder sind wir in der Hektik schon vor einigen Meilen falsch abgebogen?

Wie ist das bei Euch? Wie erlebt Ihr Abgabetermine? Und lasst Ihr Euch von ihnen schrecken?

Immer genug Muße zum Lesen
und lasst Euch nicht stressen!

Euer Dominik Schmeller

Der Pfeil zischte durch die Luft – ein Schreib-Klischee?

Gestern führte mich mein Spaziergang an einer Bogenschießanlage vorbei. Ein Mann trainierte und ich beobachtete ihn eine Weile. Vielmehr hörte ich mir an, welche Geräusche seine Übungen erzeugten.
Er legte einen seiner hochmodernen Pfeile auf die Sehne, konzentrierte sich und schoss ihn mit einem »Flapp« ab. Etwa zwei Herzschläge später traf der Pfeil mit einem lauten »Pock« auf die Zielscheibe, zitterte ein wenig und blieb dann ruhig stecken.
Erst nach drei dieser Durchgänge fiel mir auf, dass zwischen dem »Flapp« und dem »Pock« nichts zu hören war. Der Flug des Pfeils war völlig geräuschlos.

Wenn ein Autor eine mächtige Schlacht zwischen zwei dunklen Armeen beschreibt, die sich auf weiter Ebene grimmig gegenüberstehen, kann der Leser fast sicher davon ausgehen, dass irgendwann auf den zig Seiten, auf die das Schlachtgetümmel ausgewalzt wurde, ein ähnlicher Satz, wie der folgende, vorkommt: »Die Pfeile zischten auf sie herab.«

Doch ist das nur Klischee? Nach meiner Erfahrung auf der Schießanlage »zischen« Pfeile nicht, wenn sie fliegen. Sie finden vielmehr lautlos ihr Ziel. Was ich, ehrlich gesagt, noch viel unheimlicher finde.
Natürlich war ich weit davon entfernt, in der Flugbahn des Pfeiles zu stehen. Vielleicht hört man gar ein leises Zischen, wenn ein Pfeil direkt am Ohr vorbeisaust. Aber aus größerer Entfernung und während der Nebenmann in seiner Rüstung über das Feld scheppert?
Ich glaube nicht.

Oder liegt es daran, dass es ein moderner Pfeil aus Aluminium oder Carbon war? Würden Pfeile aus dem Mittelalter durch die Luft sirren?
Ein Versuch wäre es wert. Ich glaube jedoch nicht, dass sich hier etwas ändern dürfte. Pfeile werden schon seit langer, langer Zeit verwendet und für den Krieg und die Jagd optimiert. Wen wundert es da, dass diese Fernwaffen schon im Mittelalter fast die heutige, industrielle Ausgefeiltheit erreichten? Und das gilt sicherlich vor allem auch für ihre aerodynamischen Eigenschaften.
Mittelalterliche Pfeile bestanden meist aus Spaltholz wie Esche, Kiefer oder Pappel und waren mit einer feingeschmiedeten Stahlspitze und einer Befiederung versehen, die geleimt und zusätzlich durch Spiralwicklung gesichert war. [Für mehr zu diesem Thema, inklusive Bilder: www.pfeil-bogen.de] Ziemlich aufwendiges Spezialgerät, sowohl damals als heute. Kein Wunder, entschied der optimale Flug eines Pfeils ja meist über das eigene Weiterleben oder das des Gegners.
Darüber dürft ihr ruhig mal nachdenken, wenn ihr in eurem nächsten Fantasyfilm die Pfeile im Dutzend durch die Luft pfeifen hört. Ich werde es tun.

Immer genug Muße zum Lesen
und hört mal genau hin, wenn ihr auf eurem nächsten Ausritt an einer Bogenschießanlage vorbeikommt.

Euer Dominik Schmeller

Jahresrückblick 2012

Jetzt, da das neue Jahr begonnen hat, will ich ein bisschen darüber plaudern, was ich im letzten Jahr 2012 alles erreicht habe.
Ich hab zwei Romane geschrieben. Einen mit mehreren hundert Seiten, der noch in der Rohfassung auf meiner Festplatte darauf wartet, überarbeitet zu werden. Und einen Zweiten, den ich mehrmals überarbeitet habe und der mit seinen 144 Seiten unter einem Pseudonym im Oktober veröffentlicht worden ist.

Es wäre schön gewesen, wenn ich ein paar mehr Bücher hätte verkaufen könne. Doch ich denke, dass ich stolz auf die bisher verkauften sein kann, wenn man bedenkt, dass mein Name dort draußen noch wenigen Leuten etwas sagt und hinter mir kein großer Verlag steht.

Einige Kurzgeschichten habe ich geschrieben, manche handeln von Kriegern, andere von Söhnen im alten Rom. Keine davon wurde im letzten Jahr in eine Anthologie aufgenommen. Doch drei Entscheidungen stehen noch aus. Noch kann mir das Glück gewogen sein.

Zwei Lesungen habe ich gehalten. Auf einer davon trug ich zwei Kurzgeschichten vor, auf der anderen Lesung habe ich mein Buch »Fünf Götter Zyklus« vorgestellt. Beide Male war die Resonanz gut. Und ich konnte auch für einige Exemplare meines Buches interessierte Leser finden. Aufnahmen meiner Lesungen findet ihr auf meinem Youtube-Kanal: http://www.youtube.com/user/dominikschmeller
Der Versuch, weitere Lesungen auszuhandeln, war leider nicht von Erfolg gekrönt.

Nachdem ich mit meinem Fantasyroman, den ich schon 2011 fertig gestellt hatte, bei den Agenturen kein Glück gehabt habe, habe ich das Manuskript an einige kleinere Verlage geschickt. Von vielen habe ich noch nichts gehört, doch ein Verlag hat sich interessiert gezeigt und hat das ganze Manuskript angefordert. Bisher gibt es noch nichts Sicheres zu sagen. Doch ich hoffe, dass meine Geschichte dort einen Hafen gefunden hat oder demnächst anderswo einen findet.

Was soll das Jahr 2013 bringen? Was würde ich mir wünschen? Was nehme ich mir vor?
Auf alle Fälle will ich weiter dranbleiben. Es wäre super, wenn ich es wieder schaffe, zwei Romane oder sogar mehr zu schreiben.
Dann warte ich sehnlichst auf Nachrichten von dem Verlag, der sich für mein Manuskript interessiert. Es wäre natürlich auch schön, von anderen Interessenten zu hören.

Die Kurzgeschichten, über die noch keine Entscheidung gefallen ist, würde ich gerne in einer Anthologie wiederfinden.
Zusätzlich habe ich schon einen Wettbewerb ausgemacht, der im April ausläuft und sehr vielversprechend klingt. Dazu müsste dann noch eine Geschichte gesponnen werden.
Außerdem bin ich mir sicher, dass in Sachen Kurzgeschichten-Ausschreibungen noch mehr kommen wird.

Alles in allem kann 2013 sicher schlechter werden als 2012. Dennoch hat das neue Jahr das Potential, den Vorgänger bei Weitem zu übertreffen.
Was davon eintrifft, liegt – denke ich – auch stark an mir.

Immer genug Muße zum Lesen
und viel Erfolg euch allen im Jahr 2013!

Euer Dominik Schmeller

Rezension: Tagrichter – Dorothea Bergermann

Ich war regelrecht begeistert von dem Roman »Nachtrichter« von Dorothea Bergermann. Ein DSA-Roman über eine kleine Stadt, in der ein Dämonenpaktierer sein Unwesen treibt.
Auch das Buch »Tagrichter« spielt in der »Das schwarze Auge«-Welt. Und ich war gespannt darauf, es zu lesen, obwohl das Coverbild nicht meinen Geschmack traf.
Kann der neue Band genauso überzeugen?

Der Titel verrät es schon. Der Roman ist eine Fortsetzung von Nachtrichter. Wieder geht es um die Abenteuer von Adara und Faisal, den Dämonenjägern. Diesmal gelangen die beiden nach Elenvina. Eine Stadt, die ganz in der Hand des Gottes Praios liegt, dem Tagrichter.
Adara und Faisal dienen Phex (dem Gott der Handwerker, Glücksspieler und Diebe, dem Nachtrichter). Praios ist so ziemlich das Gegenteil: Der Gott der Wahrheit und des Lichts.

Aus diesem Gegensatz zieht der Roman bis zum Schluss vermeintlich seine Energie.
Ich sage vermeintlich, denn diese Rivalität wurde mir schon nach den ersten Kapiteln zu blöd. Als Aufhänger eines ganzen Romans war es mir zu wenig.
Zugegeben, es spielt auch noch ein Dämonenpaktierer und Rauschgift eine Rolle, doch das kann die Spannung leider nicht wirklich steigern. Vielmehr scheint es, dass die Geschichte ziellos von einer Szene zur anderen springt. So mag keine rechte Spannung aufkommen.

Am ersten Band hat mir die Sprache besonders gefallen. Ich war fasziniert, wie Bergermann eine alchemistische Analyse mit Worten aus der Fantasy so beschreiben konnte, dass auch ein Leser aus der Jetztzeit genau weiß, wovon sie spricht.
Auch in diesem Band findet sich die elaborierte Sprache wieder.
Doch wirkt sie oftmals aufgesetzt, anstatt die Geschichte zu unterfüttern.

Gut gefallen hat mir aber die Schilderung der Jugendgruppen der rivalisierenden Tempel. Bergermann gelingt es, mit sprachlicher Raffinesse eine mittelalterliche Jugendsprache zu kreieren, die ihresgleichen in anderen Büchern sucht. Es wirkt gleichzeitig vertraut und fremd.
Statt »Cool« sagen die Burschen und Mädels beispielsweise »frostig«. Ein genialer Einfall.

Das Buch ist wegen seines hohen Sprachniveaus trotz des schwachen Plots lesenswert.

Immer genug Muße zum Lesen
und lasst den Alchemisten in euch heute mal raus!

Euer Dominik Schmeller

Leere Seiten und die Lottofee

»Stark, was der/die da geschrieben hat. Das könnte ich nie.«

So oder so ähnlich sind die Gedanken vieler nach dem Lesen eines guten/spannenden/ausflippomatischen Buches.
Besonders Autoren neigen dann ehrfurchtsvoll das Haupt und stellen sich mit hängenden Schultern in eine Ecke.
Aber eigentlich hatte der Schriftsteller dieses Buches nichts anderes zur Verfügung als alle anderen Autoren auch: eine weiße Seite.

Ich finde es immer wieder faszinierend, dass alle Bücher – wie gut und wie schlecht sie auch sind – mit einer leeren Seite begonnen haben. Gefüllt hat sie lediglich die Phantasie des Schriftstellers.

Nehmen wir beispielsweise das Buch »DinoPark« von Michael Crichton. (Ja, das Buch heißt in der deutschen Übersetzung wirklich so – englischer Originaltitel Jurassic Park).
Das Faszinierende ist: Jeder von uns hätte das Buch schreiben können.
Crichton hatte nichts anderes zur Verfügung als jeder andere Schriftsteller in der Welt auch: eine weiße Seite Papier und die Phantasie, diese zu füllen.

Natürlich gab es – gerade bei einem Thriller – auch viel Recherchearbeit und Unterredungen mit Experten. Dennoch. Beim Schreiben selbst war Crichton vor seiner weißen Seite gesessen und hat sie gefüllt.

Spannend wäre jedoch die Frage, wie es anders gelaufen wäre.
Was, wenn Crichton diesen Roman nie geschrieben hätte. Und was, wenn ich zufällig die Idee zu dieser Geschichte gehabt hätte.
Wie würde das Buch dann aussehen?
Sicherlich anders. Denn jeder Autor bringt ganz unbewusst seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit in die Geschichte.

Wäre das Buch dann auch ein Erfolg geworden? Wahrscheinlich kein so großer Weltbestseller.

Doch woran liegt das?
Einige werden sagen: Ob das Buch ankommt oder nicht, ob es einem aus den Händen gerissen wird oder auf den Regalen einstaubt, kommt auf den Geschmack der Leute an. Den muss man treffen.

Das mag sicher stimmen. Doch es hat auch mit Glück zu tun.
Glück, die richtigen Leute zu kennen. Glück, einen Nerv bei den Lesern zu treffen, den man zuvor nicht abschätzen kann.

Aber ist ein Bestseller landen wirklich vergleichbar mit dem gut bekannten »Sechser im Lotto«?

Ich denke: Nein!

Bei den sogenannten Bestsellern spielen die Verlage ordentlich mit.
Viele Bücher hatten schon in den Staaten Erfolg, bis sie zu uns importiert werden.
Auf den Büchern von Stephen King beispielsweise steht schon auf der deutschen Erstauflage »Der neue Bestseller des Meisters« drauf. Noch bevor ein einziges Buch über eine deutsche Ladentheke gewandert ist.
Dazu gibt es Bücherstapel in den Läden und spezielle Promoaktionen (Plakat, Internetwerbung) der Verlage.
Alles legitim. Doch natürlich wird der Bestseller (also das Buch, das sich gut verkauft) zu etwas »Machbaren«. Es wird entzaubert, denn jeder mit genug Geld (!) kann sich einen Bestseller erstellen.
Einfach mal selbst 25.000 Exemplare kaufen, um es auf die Bestseller Liste zu schaffen. Den Rest machen dann die Massen.

Wie heißt es so schön? Die erste Million ist am schwersten. Das gilt auch für die Buchbranche.

Doch am Ende begann jeder Bestseller mit einer weißen Seite Papier.
Wer weiß, vielleicht liegt diese Seite bereits auf eurem Schreibtisch.

Immer genug Muße zum Lesen
und lasst die Glücksfee heute Überstunden machen!

Euer Dominik Schmeller